Die Präsidentinnen von Werner Schwabim StudioIm Fernsehen wird die Papstmesse übertragen. Um diesem heiligen Moment beizuwohnen, treffen sich die drei nicht mehr ganz jungen Frauen Erna, Grete und Mariedl. Erna hat sich der Religion und der Sparsamkeit verschrieben, gießt den Kaffee mit Klopapier auf und träumt von einer Liaison mit dem Fleischer Wottila. Grete dagegen kommt mit dem Verlust ihrer sexuellen Reize nicht wirklich gut zurecht, hat sich ihren Dackel Lydi zur neuen Lebenspartnerin erkoren und fantasiert sich heimlich eine Zukunft als Gutsherrin mit dem feschen Freddy herbei. Zufrieden mit ihrem Schicksal scheint allein die fromme Mariedl: Als Klofrau wühlt sie mit gottesfürchtiger Nächstenliebe im Schmutz der anderen. Aber heute Abend wird abgerechnet: Mit missratenen Kindern, unfähigen Männern und verpassten Chancen. Größenwahnsinnige Wunschträume steigern sich zu rauschhaften Visionen, bis Mariedl damit beginnt, die Lebenslügen der Pensionistinnen aufzudecken.Werner Schwab, der in Graz / Österreich geboren wurde, studierte von 1978-1982 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, bevor er sich mit seiner Familie in die Südoststeiermark zurückzog, um dort in der selbstgewählten Abgeschiedenheit an Skulpturen aus Kadavern zu arbeiten. Zur gleichen Zeit schrieb er auch erste Erzählungen und Theatertexte, die zunächst wegen ihrer „Unspielbarkeit“ von Verlagen und Theatern ignoriert wurden. Mit seinen Stücken „Die Präsidentinnen“ und „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“ gelang ihm Anfang der 90er Jahre schließlich der Durchbruch. Seine als „das Schwabische“ bekannt gewordene – und immer wieder als Provokation wahrgenommene – Sprachkunst hinterfragt durch ihre unmittelbare und ungeschönte Radikalität nicht nur Kultur und Konventionen, sondern rechnet auch bitterböse mit dem Sein und Schein unserer Gesellschaft ab. Diese unbedingte Kompromisslosigkeit Schwabs ließ ihn – auch international - zu einem der wichtigsten und meistgespielten deutschsprachigen Dramatiker seiner Zeit werden.